Einfühlsame Hilfe für Dein Kind: Einschlafen & Durchschlafen

Und was “Schlafprobleme” mit starken Gefühlen & Stress zu tun haben

Ein Gastbeitrag von Anke Eyrich

Schlafen, also das Einschlafen und Durchschlafen von Babys, Kleinkindern und Kindern, ist ein zentrales Thema von uns Eltern – das wissen wir aus eigener Erfahrung 😉 Denn es ist klar, dass Eltern ihren Schlaf brauchen und ich weiß noch, wie erschöpft ich war, als unsere Kinder mich nachts geweckt haben oder wie frustrierend es für uns als Paar war, keinen gemeinsamen Abend zu haben, weil einer von uns beiden die Kinder oder ein Kind beim Einschlafen begleiten musste. Ich fühle sehr mit Euch als Eltern.
Umso spannender ist der hilfreiche Zusammenhang zwischen dem Stressabbau von Kindern und ihrem Schlafen.

Entspannung als Voraussetzung für leichteres Einschlafen & Durchschlafen

Kinder schlafen umso besser – wir Erwachsenen übrigens auch – wenn sie entspannt sind. Auch wie gut ein Kind einschlafen kann hat ganz nah und eng mit dem Entspannen können zu tun.

“Kinder schlafen umso besser – wir Erwachsenen übrigens auch – wenn sie entspannt sind.”

Warum Weinen, Wüten & Lachen für besseres Einschlafen bei Kindern sorgen kannUnd da kommt auch schon der erste Aspekt vom Entspannen können ins Spiel – auch die meisten Erwachsenen schlafen besser, wenn sie ihren Partner / ihre Partnerin nachts neben sich haben. Dieses Gefühl, vom nicht alleine schlafen wollen, können wir unseren Kindern auch nicht abgewöhnen und wir verlangen in unserem Kulturkreis meist viel zu früh, dass unser Kind alleine einschlafen und durchschlafen kann, das heißt, wir übersehen, dass unser Kind – ähnlich wie mit dem Laufen und Sprechen lernen auch hier einen Entwicklungsprozess macht und sich je kleiner es ist noch gar nicht sicher genug fühlt fürs alleine Schlafen können. Daher haben viele Eltern sehr gute Erfahrungen mit dem Familienbett. Ergänzende Infos dazu findest Du im Artikel Die 7 wichtigsten Vorteile eines gemeinsamen Familienbetts.

Der zweite Aspekt, der ins Spiel kommt, sind die starken Gefühle bei Kindern – das Weinen und Wüten – und auch das Lachen! Wenn Eltern zu mir in die Beratung kommen mit dem Thema „Schlafen“ (das Schlafen in der Nacht ist schlecht oder schon das Einschlafen ist langwierig), frage ich immer danach, wie oft ihr Baby oder ihr Kind weint oder wütet am Tag. Wenn ich von den Eltern zur Antwort bekomme: „Ach tagsüber haben wir einen Sonnenschein, es weint eigentlich nie…“ dann horche ich auf, denn es gibt bei den meisten Kindern einen Zusammenhang zwischen zu wenig entspannen / Stress abbauen und dem Schlafen.
Meine Idee für die Eltern ist dann immer: „Holt das Weinen in den Tag!“ Darauf folgt dann oft ein fragender Blick der Eltern und die Frage, wie ich das denn meinen würde.

Dies kann ich allen, die unseren Online Kurs „Starke Gefühle bei Kindern“ besucht haben und allen, die sich mit Aware Parenting auskennen viel einfacher erklären, als Eltern, die zum ersten Mal bei mir in der Beratung sind, und die von Aware Parenting noch nie etwas gehört haben.

Zunächst zwei Ideen dazu – sozusagen zwei „Forschungsaufträge“:

  1. Wie geht Ihr tagsüber mit dem Weinen Eures Kindes um? Seid Ihr wirklich offen, sein Weinen zu begleiten, wenn es denn mal weint? Der Grund fürs Weinen kann völlig unterschiedlich sein: es ist hingefallen – hat ein NEIN gehört von Euch – hat Frust über etwas, was es noch nicht kann – hat Streit mit dem Geschwister – eine Trennung vom Papa/von Mama…
    Wie reagiert Ihr – lasst Ihr das Weinen immer zu oder gibt es da Ablenkungsmanöver von Euch, die so unbewusst passieren, dass Euer Kind nicht weint oder schnell wieder aufhört? Beobachtet Euch und besonders Eure innere Einstellung zum Weinen und Eure Reaktion auf Euer weinendes Kind und erlaubt das Weinen möglichst oft – es entspannt Euer Kind – Ihr holt damit das Weinen in den Tag!
  2. Ähnliches wie unter Punkt 1 beschrieben gilt für die Wutanfälle: Macht eine kleine Forschungsreise mit Euch selbst: wie offen seid Ihr für Wutanfälle oder wie oft „umschifft“ Ihr diese, indem Ihr z.B. Euer Kind ablenkt oder indem Ihr in Situationen nachgebt, wo Ihr eigentlich NEIN sagen müsstet usw. …
    Auch hier wieder – entscheidet Euch (ganz bewusst mit Aussicht auf ruhigere Nächte ;-)) für das Begleiten des Wutanfalls, denn dieser entspannt Euer Kind, er baut Stress ab und sorgt für einen ruhigeren Schlaf und auch dafür, dass Euer Kind leichter einschlafen kann. Vielleicht hilft Euch dieser Blick auf die Nacht, dass Ihr am Tag eher ja sagen, den Sinn hinter einem Wutanfall besser verstehen und ihn leichter begleiten könnt. Denkt immer wieder daran: Eure Kinder sind noch zu klein dafür, mit Worten und mit Sprache auszudrücken, wie es ihnen geht oder was sie stresst. Oder anders gesagt: Wenn Ihr Eurem Partner/Eurer Partnerin am Abend erzählen könnt, was Euch tagsüber gestresst oder genervt hat, und sie/er hört zu und kann euch verstehen oder sich einfühlen, dann ist doch „geteiltes Leid – halbes Leid“ oder anders ausgedrückt: Ihr fühlt Euch gleich entspannter und könnt auch besser schlafen!
    Weinen und Wutanfälle Eurer Kinder sind solche „Erzähl-Momente“ von ihrem Stress tagsüber oder dem Stress oder Erlebten gestern oder auch noch vor einigen Wochen!!!

Bindungs-Spiele und Lachen fahren den Stresslevel auch extrem herunter!

Bindungsspiele bei SchlafproblemenWenn Ihr mit Eurem Kind vor dem Schlafen gehen noch 15 oder 20 Minuten bewusst und unabgelenkt spielt (Handy aus und Telefon ignorieren), so passieren zweit weitere wichtige Dinge:

  1. Über das Lachen und das Spielen wird Stress abgebaut und Euer Kind entspannt – UND – schläft besser (ein)! Probiert es aus – lachen entspannt extrem – genauso gut wie weinen und wüten usw. …
    Wenn viel gelacht wird beim Spielen, seid Ihr auf der richtigen Spur – bleibt dran!
  2. Da Einschlafen oft auch mit Trennungs-Angst zu tun hat – also mit Angst vor der Trennung von Euch als Papa oder Mama, helfen alle Arten von Bindungsspielen die Trennungs-Angst zu verringern oder anders ausgedrückt, mit dem Spielen wird die Bindung zu Euch Eltern verstärkt und sie wird sicherer! Wenn ein Kind sich sicher fühlt, kann es viel schneller und besser einschlafen!

Mehr zu diesen Bindungsspielen findest Du auch im Artikel Die Wunschzeit – spielerisch die Eltern Kind Bindung stärken!

Entwicklungsphasen und Schlafen

Noch ein paar kurze Worte darüber, wann ein Kind überhaupt alleine ein- und durchschlafen kann. Euer Kind muss erst lernen, dass Ihr als Mama und Papa auch noch da seid, wenn Ihr im Wohnzimmer sitzt und euer Kind Euch nicht sieht. Es weiß erst ab einem bestimmten Alter, dass Ihr trotzdem da seid und fühlt sich sicher genug, dann alleine (wieder) einzuschlafen. Daher lernen manche Kinder das alleine Einschlafen früher – manche aber auch erst später (z.B. Kinder, die ein Trennungs-Traumata erlebt haben nach der Geburt oder in den ersten Lebensmonaten) und bei vielen Kindern gibt es auch Aufs und Abs in alle Richtungen, je nachdem, was bei Euch in der Familie und beim Kind selbst gerade los ist.

Aware Parenting grenzt sich daher von allen Empfehlungen ab, mit Kinder Schlaftrainings jeglicher Art zu machen. Die Haltung von Aware Parenting ist die, dass es Kinder auf keinen Fall kontrollieren oder etwas erzwingen möchte, was sie verunsichert, weil sie es von ihrem individuellen Entwicklungsstand noch nicht können. Auch sollte ein Kind niemals beim Weinen alleine gelassen werden. Aware Parenting legt seinen Schwerpunkt auf Bindung und wenn Eure Kinder bei Euch ihre Gefühle ausdrücken dürfen im Lachen oder mit Weinen und Wut und wenn sie sich im Spielen mit Euch Eltern verbinden, dann fühlen sie sich auch irgendwann sicher genug zum Ein- und Durchschlafen!!!

In diesem Sinne – bleibt im Vertrauen – liebe Eltern! Vertraut Euch und Euren Kindern 😉

Wie sind Deine Erfahrungen?

Jetzt interessiert uns natürlich: welche Erfahrungen hast Du mit dem Ein- und Durchschlafen Deines Kindes oder Deiner Kinder gemacht? Mit oder ohne Schlaftraining? Auch Deine Meinung zu diesem Thema würde uns sehr interessieren! Einfach unten auf dieser Seite einen Kommentar hinterlassen!

Von Published On: 5. August 2018

About the Author: Anke

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Damit Kinder gesund und glücklich wachsen können, ist es so wichtig, dass sie ihre Gefühle wie Lachen, Wüten, Traurig sein zeigen dürfen und wir sie darin begleiten und unterstützen. Das ist mir ein Herzensanliegen, denn es war für mich so hilfreich, als meine 3 Kinder noch klein waren und ich sie mit meinem Mann ins Leben begleiten durfte. Als Sozialpädagogin und Familientherapeutin liegt mir die Begleitung von Familien sehr am Herzen und im Aware Parenting habe ich eine mir sehr wichtig gewordene Haltung Kindern gegenüber gefunden. In meiner Praxis (und auch immer noch in meiner eigenen Familie) erlebe ich das Gefühle ausdrücken als heilsam und verbindend zwischen den Eltern und Kindern. Es ist so viel einfacher, das Verhalten der Kinder zu verstehen und sie achtsam zu begleiten in ihrer Freude und Weinen oder Wüten, im Wachsen - sowohl körperlich, als auch seelisch und im sozialen Miteinander. Und so wie die Kinder wachsen, so wachsen wir Eltern auch!
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