Teil 1: Miteinander statt Gegeneinander: Spiele ohne Verlierer

Kooperative Spiele für Kinder – und ihre Eltern 😉

Ich weiß: unsere System beruht auf Wettbewerb. Wir müssen besser sein, als die anderen, um den begehrten Posten zu bekommen, um im Sport in die nächste Liga aufzusteigen, um das Stipendium zu bekommen, Anerkennung & ein Gefühl von Selbstwert, ein Preisgeld usw. Vielleicht ist es daher ganz gut, wenn unsere Kinder schon von klein auf lernen, wie Wettbewerb funktioniert, wie man gewinnt und verliert?

Vielleicht wäre unsere Welt aber schon bald eine bessere, wenn wir es schaffen würden, den Wettbewerbsgedanken ein wenig zu reduzieren und stattdessen ein Miteinander zu trainieren. Zu erfahren, dass man gemeinsam und füreinander auch zum Ziel kommt – aber mit einem viel besseren Gefühl im Bauch. Mit einem Gefühl von Verbundenheit. Für uns fühlt sich das jedenfalls viel, viel schlüssiger und stimmiger an.

Dazu eine kleine inspirierende Geschichte, die ich mal irgendwo in einem Buch gelesen habe. Ich bekomme sie leider nur noch grob sinngemäß zusammen, weil ich leider nicht mehr weiß, in welchem Buch ich sie gelesen habe (Du kennst die Quelle dieser Geschichte? Dann würde ich mich darüber in Form eines Kommentars von Dir freuen!):
Ein weißer Mann ist in einem Dorf von Ureinwohnern. Er veranstaltet einen Wettlauf unter den Ureinwohnern. Der Preis: ein großer Essenskorb. Er gibt den Startschuss und stellt verwundert fest, dass alle Teilnehmer gleichzeitig ins Ziel kommen – absichtlich. Als er fragt, warum sich denn niemand bemüht hat, Erster zu werden, um den riesigen Essenskorb für sich zu gewinnen, antworten die Ureinwohner in etwa so: was würde es nützen, Erster zu sein? Wir teilen uns den Korb ohnehin, denn wir sind eine Gemeinschaft, in der niemand schlechter oder besser ist als der andere – und sich auch niemand darüber freuen und deswegen traurig sein muss.

Kinder-Spiele ohne Verlierer & GewinnerDiesen Geist versuchen wir in unserer Familie zu leben und sprechen auch darüber, wenn in einem Hörspiel oder Buch mal wieder der Wettbewerbsgedanke hochgehalten wird. Wir reden auch darüber, wenn unsere Kinder solche Szenen nachspielen – und es dabei einen (traurigen oder wütenden) Verlierer gibt.
Was wir auch machen: wir spielen sehr viele Spiele, die kooperativ sind. Bei denen alle gemeinsam das Spiel gewinnen müssen. Im Vergleich zu kompetitiven Spielen, in denen es nur einen Gewinner gibt – und gerade mit Kindern auch gerne mal böses Blut.
Nichts gegen Mensch-ärgere-Dich-nicht: aber wenn jemand zum 5. mal wieder von vorne anfangen muss und sein “Gegner” das Lachen einfach nicht mehr zurückhalten kann – naja, da kann man schon mal stinkig werden. Auch bei anderen Spielen, bei denen man sich mühsam etwas aufgebaut hat und dann der Gegner plötzlich alles verbaut (verbauen muss), um selbst zu gewinnen, sind im Anschluss nicht mehr unbedingt alle Spieler im Harmoniemodus. Besonders eindrücklich finde ich das bei diesen “Trumpf-Spielen”, bei denen die Kinder bestimmte Karten-Eigenschaften miteinander vergleichen und dann der mit dem höheren Wert die Karte des Gegners bekommt. Bei unseren Kindern ist das ein Event, das uns Eltern nervös werden lässt und in Alarmbereitschaft versetzt, weil so etwas nicht selten in Frust & großem Streit endet.

Deswegen jetzt zurück zu den kooperativen Spielen: Zu meiner Kindheit gab es m.W. noch keine kooperativen Spiele, aber seit einigen Jahren kommen immer mehr dieser Spiele auf den Markt. Spiele, bei denen alle gemeinsam überlegen müssen, wer was macht, damit nachher alle gemeinsam sagen können: zusammen geschafft! 😉 Erst waren es vor allem Spiele für Ältere – mittlerweile gibt es auch schon viele Kinderspiele.

3 unserer aktuellen Lieblingsspiele möchte ich Dir in diesem Artikel beispielhaft vorstellen – sozusagen als Inspiration 😉 Alle 3 Spiele sind gewaltfrei – man muss keine Gegner verkloppen oder gar töten. Es gibt noch wesentlich mehr richtig gute kooperative Spiele – die wir Dir, wenn Du möchtest, gerne in 1 oder 2 weiteren Artikeln vorstellen können. Wenn Dich das interessiert, einfach unten einen Kommentar hinterlassen!

Update: mittlerweile gibt es bereits einen 2. und 3. Artikel 😉 Mit weiteren 10 tollen kooperativen Spielen, die in unserer Familie immer wieder begeistert gespielt werden. Wenn Ihr noch mehr solcher Spieletipps möchtet – gerne 😉 Einfach unten kommentieren!

Verfuxt

Verfuxt ist ein kleines, kurzweiliges Spiel mit einer Dauer von ca. 20 Minuten – genau richtig auch für Kleinere. Erfahrungsgemäß ist bei jüngeren Kindern das “Durchhaltevermögen” noch gering, so dass sie bei längeren Spielen irgendwann anfangen hippelig zu werden, Blödsinn zu machen oder sich einfach wieder anderen Dingen zuwenden. Lt. Packung ist das Spiel ab 5 Jahren, ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass auch schon 4 jährige mit Begeisterung dabei sind. Gut am Spiel ist, dass keine Texte gelesen werden müssen – es funktioniert alles über Bilder.

Man kann das Spiel mit 2-4 Spielern spielen. Unser Jüngster spielt solche Spiele aber auch gerne allein, indem er einfach 2 Spieler gleichzeitig steuert 😉

Das Spielprinzip ist cool: ein Fuchs hat uns Hennen ein Ei gestohlen. Wir Hennen wissen leider nicht, welcher der vielen in Frage kommenden Füchse der Täter ist. Wir müssen uns nun frei über das Spielfeld bewegen und Schritt für Schritt herausfinden, wie der Täter aussieht, z.B. ob er eine Kette trägt, eine Brille, einen Mantel etc. Wir müssen außerdem Fuchskarten aufdecken. Dadurch, dass wir mit der Zeit wissen, ob der Täter z.B. einen Mantel trägt, können wir viele dieser Fuchskarten nach und nach ausschließen (“Der Fuchs “Caroline” kann es nicht sein, denn die trägt keinen Mantel”). Am Schluss wissen wir dann genau, wie der Eierdieb aussieht und können ihn benennen.

Ob wir eine Fuchskarte aufdecken dürfen bzw. ob und wie weit wir uns bewegen können, bestimmen 3 Würfel. Haben wir Würfelpech, läuft der Fuchs mit seinem Ei näher zu seinem rettenden Fuchsbau. Wir müssen, bevor er dort ankommt, herausfinden, um welchen Fuchs es sich handelt – dann haben wir es gemeinsam geschafft! Und das gelingt eigentlich in fast jedem Spiel, so dass kein Frust aufkommt. Viel strategisches Denken ist nicht nötig, aber ein wenig Absprache untereinander ist hilfreich (“Decke doch lieber eine Fuchskarte um, wir müssen uns beeilen” oder “Wenn Du oben rechts in die Ecke gehst, untersuche ich die Ecke unten rechts.”).

Fazit: viele unserer kooperativen Spiele für jüngere Kinder sind für ältere Kinder und Erwachsene nicht so spannend, um nicht zu sagen: schnell langweilig. Bei Verfuxt ist das anders: das macht allen Spaß, egal wie alt 😉 Und das auch noch beim 20. Mal…

GAMEFACTORY Game Factory 646194 - Verfuxt (Mult),
  • Liebevoll illustriertes Brettspiel
  • Spieldauer: ca. 20 Minuten
  • Spieleranzahl: 2 - 4

Letzte Aktualisierung am 22.04.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Zauberei hoch drei

Ein weiteres Spiel, das sowohl für jüngere Kinder (lt. Packung ab 6 Jahren, aber wir denken auch jüngere Kinder können das schon gut spielen) als auch für Erwachsene spannend ist und bleibt. Natürlich ist auch dieses Spiel nicht vergleichbar mit so komplexen Spielen wie Andor – trotzdem freuen sich KIKI und ich immer, wenn unser Jüngster eine Partie Zauberei hoch drei vorschlägt 😉

Auch für dieses Spiel muss man noch nicht lesen können – es arbeitet ausschließlich mit Bildern. Was hier besonders gefragt ist: Merkfähigkeit. So ein bisschen wie bei Memory. Für mich eigentlich ein Ausschlusskriterium, wo ich doch schon Schwierigkeiten habe, mir die Geburtsdaten meine Familienmitglieder zu merken 😉 Während man mich mit Memory jagen kann, macht mir Zauberei hoch drei allerdings richtig, richtig Spaß, weil sich ALLE Spieler gemeinsam merken müssen, welches Lumi unter welcher Karte liegt – und sich alle gegenseitig helfen.

Aber der Reihe nach: wir sind Zauberschüler und aus der Zauberschule abgehauen, um nachts heimlich den Zaubermarkt zu besuchen. Leider hat der Wächtergeist etwas davon mitbekommen und ist uns auf den Fersen. Wir müssen jetzt zusehen, dass wir schnell wieder zurück in die Schule in unsere Betten kommen – bevor der Wächtergeist uns erwischt 😉 Im Wald ist es aber so dunkel, dass wir uns nur dann vorbewegen können, wenn uns ein Lumi den Weg leuchtet. Dazu drehen wir Karten um – ist das richtige Lumi drunter, dürfen wir uns ein Feld vorbewegen. Wir dürfen so bis zu 3 Karten umdrehen. Am Anfang wissen wir nicht, welches Lumi unter welcher Karte ist. Aber im Laufe des Spieles kennen wir langsam alle Karten und können mit immer schnelleren Schritten zur Schule zurück. Leider wird auch der Geist schneller, so dass das Spiel bis zum Schluss spannend bleibt.

Auch hier wird gewürfelt – aber auch hier ist Würfelpech ziemlich selten unserer Erfahrung nach. Und wenn das Pech doch mal zu oft zuschlägt, gibt es noch ein paar Joker, um es auszugleichen.

In unserer Familie gibt es 3 Fans des Spiels – nur ein Merkmuffel (nicht ich ;-)) hat weniger Lust auf das Spiel. Überraschenderweise macht es total Spaß, sich die ganzen Lumi-Standorte zu merken – sowohl 6-jährigen als auch Erwachsenen. Und es ist schön zu sehen, wie die Kleinen den Großen helfen und umgekehrt, wenn jemand nicht mehr weiß, unter welcher Karte der Schlüssel oder der Pilz liegt 😉

Ach so: das Spiel ist für 2-6 Spieler, aber unser Jüngster spielt es immer wieder gerne auch solo. Eine Partie dauert ungefähr 20 Minuten.

Fazit: Das Spielprinzip ist ganz anders als bei Verfuxt, mir persönlich macht Zauberei hoch drei sogar noch mehr Spaß. Ich finde das Spiel sehr atmosphärisch und den Interaktionsbedarf viel höher. Ein Kinderspiel, das ich lieber spiele als so manches kooperative Spiel für Große 😉

Pegasus Spiele 66013G - Zauberei hoch drei
  • Empfohlen zum Kinderspiel des Jahres 2017
  • Verbindet Memo-Prinzip mit Würfeln
  • Fördert Sozialverhalten, sprachliche Bildung und strategisches Denken
  • Kooperatives Spielen stärkt das Teamwork
  • Zach, Lukas (Autor)

Letzte Aktualisierung am 22.04.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Asterix & Obelix, Das kooperative Kartenspiel

Auch diese Spiel finde ich sehr atmosphärisch, spielt es doch in einer Welt, die schöne Kindheitserinnerungen in mir weckt: in der Welt der Comic-Helden Asterix & Obelix. Das Spiel ist ab 10 Jahren, trotzdem spielen es unsere Jungs schon mit 6 und 8 voller Begeisterung. Das gelingt aber nur mit Hilfe von Kiki und mir, weil hier schon wesentlich mehr strategische Planung nötig ist als bei den beiden anderen Spielen. Mindestens ein Mitspieler sollte zudem schon lesen können.

Das Spiel ist für 2-4 Spieler. Man kann es auch wieder allein spielen, finde ich.  Ich hab’s schon probiert und es hat auch ohne Mitspieler großen Spaß gemacht. Aber natürlich fallen dann Teamgeist und Interaktion weg.

Das Spielprinzip ist komplexer als bei Verfuxt und Zauberei hoch drei, aber trotzdem in 20 Minuten gelernt. Die bis zu 4 Mitspieler müssen ständig passende Zutaten für Zaubertränke finden. Gleichzeitig läuft ein “böser” Römer auf einer Zeitleiste stetig voran. Wir müssen alle Zaubertränke gebraut haben, bevor der Römer wieder am Startpunkt angekommen ist. Dazu müssen wir nicht nur Zutaten sammeln, sondern regelmäßig auch sog. Unheilsmarker entfernen, die uns sonst beim Sammeln behindern. Mit verschiedenen Sonderaktionen können wir uns zudem das Sammeln leichter machen.

Bei Asterix & Obelix ist sehr viel Interaktion nötig: wir müssen die nächsten Schritte gemeinsam vorausplanen. Wer sammelt die Erbeeren für den nächsten Trank, wer die Fische und wer kümmert sich um die Unheilsmarker? Wenn man sich hierbei etwas Zeit nimmt, können auch die Jüngeren an der Planung teilnehmen. Es ist etwas Fingerspitzengefühl gefragt, damit nicht das Gefühl aufkommt, nicht gleichwertig ins Spiel integriert zu sein. Das gilt aber wirklich nur für jüngere Kinder.

Fazit: das Spiel ist nicht nur komplexer als die beiden anderen vorgestellten Spiele, es ist auch schwieriger. D.h. man verliert auch mal gemeinsam, weil der Römer schneller war. Trotzdem ist es im Vergleich zu anderen kooperativen Strategiespielen einfach zu lernen und zu spielen – und eine Partie dauert auch keine Ewigkeit, sondern überschaubare 20-40 Minuten. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich übrigens selbst festlegen – so dass kein Frust aufkommt und man nach einem gemeinsamen Erfolg an die nächste, etwas schwieriger Herausforderung wagen kann. Ich liebe dieses Spiel! 😉

Pegasus Spiele 17290G - Asterix & Obelix, Das kooperative Kartenspiel
  • Abwechslungsreicher Spielspaß mit Asterix & Co.
  • Gemeinsame Abenteuer durch kooperatives Spielprinzip
  • Schnelles Familienspiel mit mehreren Schwierigkeitsstufen

Letzte Aktualisierung am 22.04.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Von Published On: 12. Februar 2019

About the Author: Christian

Christian Clemens
Christian ist der Kapitän der Glücksknirpse – und auch der Maschinist an Bord. Zusammen mit KIKI hält er das Projekt auf Kurs und spinnt ständig an neuen Ideen dafür. Er setzt diese auch um, egal ob als Autor, Interviewender, Kurscreator, Eventmanager uvm. Christian war einst ein ziemlich gestresster Seemann und hat daher eine Menge Erfahrung darin, die wilde See im Kopf zu beruhigen. Diese hat er zu seiner Leidenschaft gemacht und hilft Eltern (und auch Kindern) mit Buddha@Family zu kleinen Buddhas zu werden 🙂 Also voller Gelassenheit, Zufriedenheit & innerem Frieden – und mit so wenig Stress wie möglich. Außerdem schlägt sein Herz für gesunde Ernährung, Freisein und artgerechtes Wachsen & Leben für dauerhafte Gesundheit bis ins hohe Alter. Damit wir (und unsere Kinder) auch mit 100 noch mit unseren (ihren) Urenkeln in den Bergen wandern und ihnen Karate beibringen können 🙂
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