Zufriedenheit, Harmonie & Lebensfreude – das passiert, wenn Mama & Papa Neins & Verbote vermeiden

Das Experiment: 150 Mamas & Papas haben 5 Tage lang möglichst alle Neins & Verbote vermieden. Wie hat sich das auf das Verhalten von Eltern & Kindern ausgewirkt? Hilft das wirklich zu verhindern, dass die Kinder das Wünschen & Träumen verlernen?

Vorgeschichte

Nochmal zur Erinnerung: unsere Kinder kassieren in den ersten 3 Jahren 60.000 Neins von uns. So zumindest die Statistik. Die schlüssige Behauptung: dadurch trainieren wir den Kindern das Wünschen & Träumen ab. Im Kleinen und im Großen. So dass später ein Leben gelebt wird, das nicht unbedingt den eigentlichen Träumen entspricht.

Das Experiment

5 Tage lang sämtliche Neins vermeiden. 150 Mamas & Papas (ok, wenn ich mir die Teilnehmerliste anschaue, waren es zu 99 % Mamas 😉 ) habe sich uns angeschlossen. Wir wollten vor allem wissen:

  • In welchen Situationen sagen wir Nein? Welche Alternativen gibt es?
  • Verändert sich dadurch das Verhalten unserer Kinder? Bessere Laune, weniger Trotz o.ä.?
  • Kann man sich das Nein-Sagen in 5 Tagen abgewöhnen?

Wir waren schon vorher recht reflektiert, achtsam und sparsam mit Verboten. Mit dem Ziel einer liebevollen und einfühlsamen “Erziehung”. Dennoch haben wir durch das Experiment viele neue Erkenntnisse gewonnen! Und wenn wir uns die Reaktionen der anderen Teilnehmer so anschauen, war das dort tlw. ganz ähnlich.

Hier nun die detaillierte Auswertung des Experiments! 😉

Veränderte Grundstimmung

Wir haben uns größte Mühe gegeben, jedes Nein zu vermeiden. Natürlich auch ein wenig angespornt durch die Tatsache, jeden Abend öffentlich darüber berichten zu müssen 😉

Dadurch stand bei uns irgendwie ganz automatisch der Zeiger auf “Ja”. Unsere Laune war weitgehend super, wir waren offener, kreativer, experimentierfreudiger, lebenslustiger. Und – was ich total interessant finde und was auch andere Mamas berichteten: gelassener!

Das alles hat natürlich voll auf die Kinder abgefärbt. Auch sie waren ausgeglichener, es gab viel weniger Trotz (warum auch), viel weniger Konflikte – auch zwischen den Kindern. Es war einfach nochmals viel harmonischer als sonst! Und wenn wir uns die Berichte der anderen Mamas durchlesen, haben diese ganz ähnliche Erfahrungen gemacht.

Gab es doch mal Wut oder Trotz, sind wir mit der Sache entspannter und kreativer umgegangen, so dass das schnell wieder vorüber war!

Hilfreich war u.E. auch der Trick, die Kinder ganz bewusst mit großem Respekt zu behandeln, wie so kleine Buddhas. Durch diese andere Denkweise ändert sich natürlich auch das “Doing”.

Wann war’s einfach, Neins zu vermeiden?

Wäre die Aktion nicht gewesen, hätten wir wesentlich mehr Neins von uns gegeben. Es gab viele Situationen, wo uns ein solches auf der Zunge lag, aber schnell wieder runtergeschluckt wurde. Am einfachsten ließen sich folgende Nein-Arten herunterschlucken:

  • Bequemlichkeits-Neins: Also die Neins, um Mehrarbeit für uns zu vermeiden, z.B. Pulli wechseln oder Maiskorn aus Rindenmulch aufheben, abwischen und Lukas wieder auf den Teller legen.
    Abhilfe: weniger bequem sein. Das Experiment hat gezeigt, dass es meist nur um ein paar zusätzliche Minuten oder gar nur Sekunden geht.
  • Bedenken-Neins: Beispiel: ein Kind äußert den Wunsch, in einem winterlich kalten Waldsee zu baden. Statt mit einem “Nein” zu reagieren, kann man fragen, ob das Wasser nicht vielleicht zu kalt ist. Vielleicht mal mit den Händen testen lassen. Oft folgt schnell die Einsicht.
    Noch ein Beispiel: ein Kind möchte in ein Buch reinmalen. Mir liegt dann sofort ein Nein auf den Lippen. Wenn ich genauer darüber nachdenke, kann ich das aber gar nicht genau begründen. Was ist eigentlich so schlimm daran? Hilfreich wäre dennoch sicher, zu erklären, dass das Buch dann für immer angemalt ist und das nicht mehr weggeht. Und fragen, ob das Kind das wirklich möchte.
  • Regel-Einhaltungs-Neins:Z.B. nicht mit den dreckigen Schuhen in die Wohnung laufen. Auch hier kann man sich ein routinemäßiges, schnelles Nein sparen. Und das Kind stattdessen liebevoll anhalten und darauf hinweisen, dass ja so die ganze Wohnung dreckig wird und wir dann nachher ganz dreckige Socken bekommen. Meist denkt das Kind einfach nicht dran, hat die Regel im Eifer ganz vergessen.
  • Begehrlichkeits-Neins: Wenn ich Schokolade rumliegen lasse oder die Videokamera, dann darf ich mich nicht wundern, wenn die Kinder sich dafür interessieren. Oder wenn ich kurz vor Ostern als 98%-Veganer doch mal Eier kaufe und die Kinder sie dann sofort essen oder bemalen möchten 😉
    Oder auch, wenn ich als Papa im Wohnzimmer arbeite und eines der Kinder fragt, ob ich mit ihm spiele.
    Hier hilft KIKIs Tipp, eine nein-armen Umgebung zu schaffen (hier geht’s zum Artikel). Und wenn man’s mal vergessen hat – Pech gehabt, dann gibt’s eben Schokolade oder Eier. Oder ich setze mich 3 Minuten mit dazu uns lasse die Kinder die Kamera ausprobieren.

Wann war’s nicht so einfach?

  • Bei Hektik, Stress: Die Erfahrung von uns und anderen Teilnehmern zeigt: wenn es schnell gehen muss, fallen auch die Neins schneller. Hier ist natürlich weniger Spielraum für Kreativität und Experimente – schließlich haben wir ja wenig Zeit.
  • Bei Müdigkeit: Wenn wir abends müde von Freunden heimkommen – mit ebenso müden Kindern im Schlepptau, ist es ähnlich wie in stressigen Situationen: ich zumindest möchte gerne möglichst schnell die Kinder im Bett haben, damit ich mich ausruhen kann. Also sinkt die Bereitschaft für gedankliche und körperliche Anstrengungen, Neins fallen schneller.
  • In Gefahrensituationen: Ok, das war uns vorher klar: wenn unser Sohn mit dem Rad in eine Straße abbiegt, aus der plötzlich ein Auto geschossen kommt, hilft nur ein lautes “Stopp!”. Es sei denn, man ist direkt daneben und kann im wahrsten Sinne des Wortes eingreifen. Oder wenn das Kind einen Hund streicheln möchte, dem man nicht ganz traut.
    Auch in Gefahrensituationen für andere, wo schnell interveniert werden muss, hilft vermutlich nur ein “Nein”. Z.B. für den kleinen Bruder, der kurz davor steht, vom Sofa geschubst zu werden oder für den Küchentisch, der kurz davor steht, von einer Gabel durchlöchert zu werden. Wobei wie beim vollgemalten Buch die Frage aufkommt, was eigentlich so schlimm an einem vermackten Tisch ist…
  • Bei unterschiedlichen Erziehungsansichten: KIKI und ich ziehen da zumindest im Großen und Ganzen an einem Strang. Aber andere Teilnehmerinnen haben berichtet, dass die Papas vom Sinn der Nein-Vermeidung weniger überzeugt waren. Da fällt es natürlich schwerer, Neins zu vermeiden – wenn man weiß, dass dadurch gleich eine unangenehme Diskussion mit dem Partner beginnt.
  • Bei unerwünschten Konsumwünschen: Im Spielzeugladen: Mama, darf ich das haben? Es würde uns nicht arm machen, aber es verstößt gegen unser Vorhaben, unseren Besitz zu reduzieren und nicht noch mehr Spielzeug und Plastikschrott bei uns anzuhäufen. Hier gab’s und gibt’s bei uns wenig Kompromisse. Wir erklären in solchen Situationen meist, dass das meiste Plastikspielzeug schnell kaputt geht und dann die Müllberge größer macht.

Schöne und lustige Momente

Eine der interessantesten Erfahrungen: immer wieder endeten vermiedene Neins in Situationen, an die wir (und auch anderen Teilnehmer) sich gerne erinnern! Wo man nachher denkt: das war toll, dass ich stattdessen Ja gesagt habe!

Z.B. wenn Du siehst, mit welchem Spaß und welcher Begeisterung Deine Kinder

  • die Luftballontüte die Treppe runterleeren
  • die Ohrenstäbchen-Schachtel leerräumen
  • mit dem nassen Waschlappen auf das Badewasser eindreschen und dabei alles unter Wasser setzen
  • das Geschirr “sauber” machen – und dabei auch sich selbst
  • die Erdnussschalen mit einer anmutigen Bewegung vom Küchentisch auf den Boden wischen – nachdem vorher höflich gefragt wurde und Mama ja nicht Nein sagen durfte
  • die eben eingeräumte Spielzeugkiste wieder ausleeren
  • den Puderzucker selbst auf die Himbeeren (und um sich herum) streuen
  • die neue Einstellung von Mama ausnutzen, um zu schauen, wie viele Nuss-Nougatbrote die Mama schmiert, bevor es doch ein Nein gibt.
  • die Balkonstühle ins Wohnzimmer holen, damit diese drinnen im Warmen Heia machen können.

Da nimmt man den damit verbundenen Mehraufwand gerne in Kauf. Zumal man plötzlich feststellt, dass man beim Zuschauen genauso viel Spaß hat wie die Kinder beim Tun 😉 Und man nachher richtig stolz auf sich ist, nicht Nein gesagt zu haben.

Lustig war auch, andere Teilnehmer (aus unserem Freundeskreis) live dabei zu beobachten, wie sie mit einem Nein kämpfen. Und leicht schadenfroh abzuwarten, wie sie die Situation alternativ lösen 😉

Zusammengefasst war’s: eine tolle & spannende Sache!

Für uns war es ein total interessantes Experiment. Die Laune von uns allen war super und ich habe gemerkt, wie sich die Beziehung zu meinen Kindern zunehmend verbessert hat. Weil ich mir auch mehr Zeit genommen habe plötzlich. So durfte ich ja nicht “Nein” sagen, wenn mich einer fragt, ob ich mit ihm spiele 😉 Tolle Erfahrung! Und: die allermeisten Neins lassen sich wirklich vermeiden – sofern man nicht unter Stress steht und seine Bequemlichkeit ablegt.

Es lohnt sich! Einfach vor jedem Nein überlegen: warum? Gibt’s Alternativen? Und: Nein-Prävention betreiben. Und: wenn wir voller Energie und guter Laune sind, kommen wir irgendwie gar nicht erst in Situationen, die ein Nein erforderlich machen! Weil wir dann auch 2 zufriedene Kinder haben. Und im Zweifel ziemlich kreativ sind. Und es dann auch wurscht ist, wenn eine Kinder-Idee extra Arbeit verursacht.

Wie geht’s weiter?

Wir haben festgestellt, dass das Ja-Sagen zunehmend in Fleisch und Blut überging. Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob die 5 Tage wirklich gereicht haben, das Hirn dauerhaft umzuprogrammieren. Wir machen natürlich weiter – und hoffen, dass es auch ohne die “Motivation” einer solchen Aktion dauerhaft funktionieren kann. Aber eigentlich müssten die in den 5 Tagen gemachten, tollen Erfahrungen Motivation genug sein… Zumal es ja um ein ganz großes Ziel geht: dass unsere Kinder ihre Wünsche & Träume behalten und später DAS Leben leben, dass diesen Wünschen & Träumen entspricht. Der Grundstein dafür ist jetzt gelegt…

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Du bist gefragt!

Versuchst Du auch, Verbote & Neins zu vermeiden? Welche guten/schlechten Erfahrungen hast Du damit gemacht? Wir sind gespannt auf Dein Feedback und Deine Fragen!
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Von Published On: 1. April 2015

About the Author: Christian

Christian Clemens
Christian ist der Kapitän der Glücksknirpse – und auch der Maschinist an Bord. Zusammen mit KIKI hält er das Projekt auf Kurs und spinnt ständig an neuen Ideen dafür. Er setzt diese auch um, egal ob als Autor, Interviewender, Kurscreator, Eventmanager uvm. Christian war einst ein ziemlich gestresster Seemann und hat daher eine Menge Erfahrung darin, die wilde See im Kopf zu beruhigen. Diese hat er zu seiner Leidenschaft gemacht und hilft Eltern (und auch Kindern) mit Buddha@Family zu kleinen Buddhas zu werden 🙂 Also voller Gelassenheit, Zufriedenheit & innerem Frieden – und mit so wenig Stress wie möglich. Außerdem schlägt sein Herz für gesunde Ernährung, Freisein und artgerechtes Wachsen & Leben für dauerhafte Gesundheit bis ins hohe Alter. Damit wir (und unsere Kinder) auch mit 100 noch mit unseren (ihren) Urenkeln in den Bergen wandern und ihnen Karate beibringen können 🙂
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