Kleines Herz so groß – eine berührende Geschichte, die uns Eltern raus aus dem Meckermodus bringt

Wir lieben diese kurzen Weisheitsgeschichten. Du liest sie in wenigen Minuten und bist danach (oft) wirklich inspiriert, berührt und bewegt (und manchmal sogar den Tränen nahe). Nicht selten hinterlassen diese Geschichten bei uns mehr Spuren als so manches dicke Ratgeber-Buch. Sie bleiben in Erinnerung und beeinflussen das eigene Denken & Verhalten nachhaltig.

Die folgende Geschichte ist so eine! Ich (Christian) habe sie kürzlich in einem Buch von Dale Carnegie (Link s.u.) wieder gefunden. Ich hatte das Buch als „Twen“ zum ersten Mal gelesen – war zu dieser Zeit aber noch kein Vater. Jetzt bin ich es und ich brauche nur an diese Geschichte zu denken, um mein Denken & Handeln meinen Kindern gegenüber sofort (wieder) in die „richtige“ Bahn zu lenken 😉

Warnung: es könnte sein, dass Du nach dem Lesen der Geschichte sofort zu Deinen Kindern gehen und sie mit einer Träne in den Augen knuddeln musst! 😉

„Vater vergisst“ (von W. Livingston Larned)

„Hör zu, mein Sohn, ich spreche zu dir, während du schläfst, die kleine Faust unter der Wange geballt, die blonden Löckchen auf der feuchten Stirn verklebt. Ich habe mich ganz allein in dein Zimmer geschlichen. Vor ein paar Minuten, während ich in der Bibliothek über meiner Zeitung saß, erfasste mich eine Woge von Gewissensbissen. Reumütig stehe ich nun an deinem Bett.

Ich musste daran denken, daß ich böse mit dir war, mein Sohn. Ich habe dich ausgescholten, während du dich anzogst, weil du mit dem Lappen nur eben über das Gesicht gefahren bist. Ich stellte dich zur Rede, weil deine Schuhe schmutzig waren. Ich machte meinem Ärger Luft, weil du deine Sachen auf den Boden fallen ließest. Auch beim Frühstück fand ich manches auszusetzen. Du verschüttetest den Inhalt deiner Tasse. Du schlangst das Essen hinunter. Du stütztest die Ellbogen auf den Tisch. Du strichst die Butter zu dick aufs Brot. Als du zu deinen Spielsachen gingst und ich mich auf den Weg zur Arbeit machte, da hast du dich umgedreht, gewinkt und mir zugerufen: „Auf Wiedersehen, Daddy“, doch ich runzelte die Stirn und gab zur Antwort: „Halte dich gerade und mach keinen solchen Buckel!“

Am späten Nachmittag ging es von neuem los. Als ich die Straße heraufkam, sah ich, wie du auf dem Boden knietest und mit Murmeln spieltest. Die Strümpfe waren an den Knien durchgewetzt. Ich beschämte dich vor deinen Freunden und befahl dir, vor mir her ins Haus zu gehen. „Strümpfe sind teuer, wenn du sie selber kaufen müsstest, würdest du mehr Sorge dazu tragen!“ Das, mein Sohn, warf dir dein Vater vor! Weißt du noch, später, als ich meine Zeitung las, da kamst du in die Bibliothek, schüchtern, in deinen Augen eine Spur von Traurigkeit. Als ich über den Rand der Zeitung blickte, ungeduldig, weil ich nicht gestört sein wollte, da bliebst du in der Tür stehen. “Was willst du?“ schnauzte ich dich an. Du sagtest nichts, stürmtest nur mit einem Satz durchs Zimmer, warfst mir die Arme um den Hals und küsstest mich, und deine kleinen Arme drückten mich mit einer Zuneigung, die Gott selber in dein Herz gepflanzt hat und die trotz aller Vernachlässigung immer weiterblühte. Plötzlich warst du weg, ich hörte dich die Treppe hinauftrappeln.

Kurz nachdem du weggegangen warst, mein Sohn, glitt mir die Zeitung aus den Händen, und eine grauenhafte Angst erfasste mich. Was war aus mir geworden? Vorwürfe und Tadel ohne Ende, damit vergalt ich dir, dass du ein Kind warst. Nicht, dass ich dich nicht liebe, ich habe nur zu viel von dir erwartet und dich nach dem Maßstab meiner eigenen Jahre beurteilt, als ob du schon erwachsen wärst. Dabei ist doch so manches an dir gut und schön und echt gewesen. Dein kleines Herz war groß wie der erwachende Tag über den Hügeln. Das zeigte sich in deinem plötzlichen Entschluss, auf mich zuzustürmen und mir einen Gutenachtkuss zu geben. Das ist das Wichtigste, mein Sohn, alles andere zählt nicht.

Ich bin in der Dunkelheit an dein Bett geschlichen und habe mich beschämt daneben hingekniet. Das ist ein schwaches Bekenntnis; ich weiß, du würdest nicht verstehen, was ich meine, wenn ich dir all das bei Tageslicht erzählen würde. Doch von morgen an werde ich ein richtiger Daddy  zu dir sein. Wir werden Freunde werden, und ich werde mit dir traurig sein, wenn du traurig bist, und mit dir lachen, wenn du lachst. Eher werde ich mir die Zunge abbeißen, als ein vorwurfsvolles Wort aus meinem Mund zu lassen. Und immerzu werde ich mir sagen: “Er ist ja noch ein Junge, nichts als ein kleiner Junge!“

Ich fürchte, ich habe dich als Mann gesehen. Doch wenn ich dich jetzt anschaue, wie du müde in deinem Bettchen liegst, dann sehe ich, dass du noch ein kleines Kind bist. Erst gestern noch trug dich deine Mutter auf dem Arm, und dein Köpfchen lag an ihrer Schulter. Ich habe zu viel von dir verlangt, viel zu viel.“

Buchempfehlungen

Die beiden folgenden Bücher von Dale Carnegie gehören zu den Büchern, die ein Stück weit mein Leben geprägt haben. Es sind die Sorte von Büchern, die man ruhig auch öfter lesen kann (und es auch gerne tut) – zumal ich die Art und Weise des Autors mag, seine Erkenntnisse in Form von hunderten von im Gedächtnis bleibenden Geschichten und Berichten anderer Menschen mit dem Leser zu teilen.

*) Hinweis: Den Buchtitel „Wie man Freunde gewinnt – Die Kunst beliebt und einflussreich zu werden“ finde ich allerdings eher abschreckend. Es geht nicht darum, durch Tricks andere zu manipulieren und sich ins Rampenlicht zu stellen, sondern darum, sich selbst zu reflektieren und zu verbessern. Zu lernen, besser mit anderen Menschen umzugehen. Das kann dann natürlich tatsächlich dazu führen, dass das Umfeld einen positiver wahrnimmt, man also beliebter wird, neue Freunde gewinnt und vielleicht auch einflussreicher wird 😉 So zumindest meine Erinnerungen und Interpretationen aus dem 1. Lesedurchgang vor etlichen Jahren – der 2. Lesedurchgang ist aktuell noch nicht ganz abgeschlossen 😉

Buchcover Wie man Freunde gewinnt

Wie man Freunde gewinnt
Die Kunst beliebt und einflussreich zu werden *)

Buchcover Sorge Dich nicht - lebe!

 Sorge dich nicht – lebe!
Die Kunst zu einem von Ängsten und Aufregungen befreiten Leben zu finden

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Von Published On: 29. Juni 2021

About the Author: Christian

Christian Clemens
Christian ist der Kapitän der Glücksknirpse. Der studierte Betriebswirt liebt die Freiheit über alles. Nimm ihm diese (z.B. in dem Du ihm zum Tragen einer Krawatte zwingst 😉) und er wird nicht eher Ruhe geben, bis er einen Weg zurück in die Freiheit gefunden hat 😉. Zusammen mit KIKI hält er das Projekt auf Kurs, spinnt ständig neue Ideen dafür - und setzt diese auch um, egal ob als Autor, Interviewender, Kurscreator, Eventmanager, Webspezialist uvm. Wenn er sich bei den Glücksknirpse auf ein Thema festlegen müsste, wären das Raus aus Stress & Hamsterrad sowie Rein in die Gesundheit. Das sind 2 Themen, sagst Du? Wie gesagt: er lässt sich ungern einschränken… 😉
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